Die biologische und kulturelle Vielfalt verliert sich angesichts der Bestürmung durch
die industrielle Welt. lm Urwald von Amazonas findet sich eine sehr beeindruckende Artenvielfalt. Die Völker der Ureinwohner, die dort leben, haben einen Zugang zur Natur, der denjenigen der Wissenschaft ergänzt. Es geht darum, die Monokulturen aufzugeben und die Mannigfaltigkeit des Lebens wertschätzen zu lernen, Kenntnisse, Wissenschaft und Schamanismus, Natur- und Maschinenmusik zu kombinieren, nachzudenken über Mehrsprachigkeit, essbare und duftende Pflanzen unserer Umgebung wieder zu entdecken, die Welt wieder mit den Sinnen erkennen zu lernen, sich dem Andern zu öffnen und gleichzeitig sich selbst zu bleiben. Es geht um unser Ueberleben als Spezies.
François Couplan ist Spezialist für die traditionelle Verwendung von wilden und kultivierten Pflanzen, die er auf den fünf Kontinenten studiert hat. Der Ethnobotaniker teilt seine Kenntnisse seit 1975 mit dem Publikum in Form von Praktikas auf dem Terrain. Er ist der Autor von ,Das sanfte Ueberleben', grundlegenden Erfahrungen vom harmonischen Leben mit der Natur.
An diesem Tag, den die Young Gods und Jeremy Narby den SPRACHEN DER NATUR widmen, lädt François Couplan die lnteressierten ein, sich zum Pflücken essbarer Flora in der Stadt Freiburg aufzumachen und einige Rezepte mit den gesammelten Pflanzen zuzubereiten.
Patrick Jantzen hat lange für die berühmtesten Parfumeure gearbeitet. Er hat unter anderem Düfte für Yves Saint-Laurent oder Montana kreiert. Heule hat er den grossen Marken, den en er vorwirft, nur synthetische Produkte zu verwenden, den Rücken gekehrt. Mit seinem dissidenten Vorgehen ist er einer der wenigen Parfümeure auf der Welt, der ausschliesslich mit Essenzen aus der Natur arbeitet. An diesem Abend parfümiert er das Belluard und begleitet die verschiedenen Gaste von Young Gods und Jermy Narby.
Die Linguistin Claudine Brohy befasst sich seit vielen Jahren mit dem Studium der Phänomene, die die Sprachen umgeben: Bi- und Plurilinguismus, Sprach- und Kulturkontakt, Recht auf Sprachen, Einstellungen gegenüber Sprachen, Evaluation von linguistischen Kompetenzen. An diesem Abend spricht sie über den Plurilinguismus ais natürliches Phanomen. Was in der Schweiz und in Freiburg manchmal - fälschlicherweise - ais etwas Aussergewöhnliches betrachtet wird, ist im Grunde eine weil verbreitete Erscheinung. Die UNESCO schätzt, dass zwei Drittel der Weltbevblkerung zumindest zweisprachig sind.
Erika Stucky kultiviert Gegensätze: Aufgewachsen ist sie zwischen San Francisco und Mörel/VS. Grossstadt dort - Dort hier. Schweizerische Wurzeln und die Spontaneität der Metropolen. lhre Musik kommt und geht zwischen dem kleinen Landzipfel und der weiten Welt: überspannt und die Füsse doch fest auf dem Baden. Erika Stucky erfindet Sprachen: Oberwalliser Dialekt trifft auf das Amerikanische, mischt sich mit ihm, um ein neues Esperanto zu kreieren. Mundgeräusche, Schreie, Fauchen, Jodel dekliniert sie in allen Registern, diese Vokalistin ausserhalb der Normen, die eine der originellsten Künstlerinnen der neuen internationalen Musikszene ist.
Amazonia Ambient Project ist die Frucht einer Begegnung zwischen dem Anthropologen Jeremy Narby und den Musikern der Young Gods. Mit Dialogen über Amazonien, Oekologie und Begegnungen zwischen den Kulturen liefern sie uns eine klangvolle poetische und literarische Improvisation über den Schamanismus und die Mysterien des smaragdgrünen Waldes.
Als Rock- und gleichzeitig sich zum Sampling bekennende Elektromusiker schlagen die Young Gods seit zwanzig Jahren unvorhersehbar Wellen in der internationalen Musikszene, überraschen und bringen die Grenzen zwischen den Genres zu Fall. Jeremy Narby ist Doktor der Anthropologie an der Universität Stanford und Vertreter der, Neuen Anthropologie' - jener, die es wagt, die Grenze zwischen Beobachter und Beobachtetem zu überwinden. Er bereist die ganze Welt auf der Suche nach dem, was Mircea Eliade das, schamanische Zeitalter' nennt, und hat mit Francis Huxley Dutzende von Texten gesammelt - von den ersten Reiseberichten der Jesuiten über die Analysen von Claude Lévi-Strauss bis zu den Thesen von Carlos Castaneda- um bei den, Schamanen im Laufe der Zeit' anzugelangen, der ersten Anthropologie abendländischer Kommentare zu den schamanischen Praktiken der letzten fünfhundert Jahre.